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Russland II / Kasachstan I

Transit durch kleine Teile zweier riesiger Länder

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Nach den unkomplizierten Grenzformalitäten füllten wir erst mal einen guten Schuss des billigen russischen Diesel in unseren Tank, einen heißen Borschtsch in unsere Mägen und jede Menge frisches Gemüse in unseren Kühlschrank. Dann ging es weiter entlang des exzellent ausgebauten Chusky Trakt, der heutigen M52, in Richtung Nordwesten. Ich hätte mir nie vorstellen können, wie sehr man eine gute Teerstraße nach knapp 6000 Kilometern Piste genießen kann. (Gestern habe ich in ein paar Mails mal so 3500 Km geschätzt, heute habe ich es nachgesehen, wir sind wirklich über 6000 Kilometer in der Mongolei gefahren...unglaublich)

Wir können es kaum glauben, wie schon bei der Einreise in die Mongolei ändert sich auch hier die Landschaft mit dem Grenzübertritt schlagartig. Man merkt doch, dass die Grenzen nicht wie in Afrika mit dem Lineal von irgendwelchen Kolonialherren gezogen wurden. Der Altai wird deutlich schroffer, die Täler enger und auch die Vegetation ist plötzlich höher. Es ist wieder einmal wunderschön!!! Von unseren Schweizer Freunden bekamen wir den Tip die Strecke nach Gornoaltaisk etwas „abzulängern“ und einen Abstecher (leider 100km Sackgasse) an den Chulishman River, respektive den Teleskoe See zu unternehmen. Bei gutem Wetter durchfahren wir eine wirklich traumhaft alpine Landschaft mit schroffen Bergen, grünen Weiden, Dörfern aus Holzhäusern und mal wieder richtigen Kühen. Leider verfuhren wir uns auf dieser Strecke (übrigens das erste mal auf dieser Reise) so richtig, sodass wir erst ziemlich spät, müde und mit viel zu vielen Kilometern auf der Uhr im traumhaft schönen Tal des Chulishman River ankamen. Nach einem tollen und gemütlichen „Urlaubsmorgen“ mit Rühreiern in der Sonne am Fluss entschieden wir uns die restlichen 50 Kilometer bis zum See ausfallen zu lassen, und statt dessen lieber das Tal nochmals in Ruhe zu genießen. Gesagt getan, die ersten Stunden klappte das auch sehr gut, dann zog sich aber gegen Nachmittag langsam der Himmel zu und es begann zu regnen. Am kommenden Morgen hörte es dann auf zu regnen und begann für die nächsten zwei Tage zu gießen, sodass wir den zweiten Teil des wirklich fantastisch schönen Chusky Trakt leider so gar nicht genießen konnten.

In Gornoaltaisk versorgten wir uns dann noch mit allerlei Lebensmitteln, gönnten uns einen leckeren Schaschlik und verbrachten die Nacht auf einer schlammigen Wiese mit ein paar russischen Zelturlaubern.

17.07.

Heute steht die Fahrt in Richtung Kasachstan an. Der Tag beginnt schlammig und feucht, es ist jedoch schon ein bisschen heller als gestern. Nachdem wir uns auf dem Weg zur Gasfüllstation beinahe im Schlamm festgefahren hätten setzen wir unsere Fahrt in Richtung Westen fort.

Apropos Gas, es ist gar nicht so einfach, eigentlich müsste ich schreiben unmöglich, hier an Gas zu kommen. Wir waren bei etwa 5 Gasfüllstationen, wobei mindestens zwei der dort beschäftigten Herren sich wirklich mühe gaben uns zu helfen, das Ergebnis ist aber, dass die Flasche jetzt leerer ist als vorher. Mal sehen ob es in Kasachstan klappt sie zu füllen... sonst bleibt halt die Küche kalt und wir gehn zum Wienerwald...?!

Im Verlauf des Tages kam die Sonne und wir fuhren gemütlich, auf zum Teil unasphaltierten aber guten Straßen, zunächst durch das „Allgäu“ und dann etwa 200 Kilometer durch das „Kraichgau“ an die kasachische Grenze. Es war wie zu Hause.

 

 

Bis zuletzt waren wir nicht sicher, ob der Grenzübergang Shemonaikha - Zmeinogorsk (

N50 46.855 E81 57.136) den wir ansteuerten internationalen Grenzverkehr zulässt. Es gibt hier extrem viele Grenzübergänge, wobei die meisten eben nur für einheimische Grenzgänger offen sind, da sie keinen Internetanschluss haben und somit die Formalitäten nicht abwickeln können. Unsere Informationen waren unterschiedlich, sodass wir bis zuletzt unsicher waren ob wir nicht umkehren müssten. Wir mussten nicht und ersparten uns damit gut 300 km Umweg.

Vor der Grenze gab es eine Bude an der man die Versicherung für Kasachstan lösen konnte. Nicht dass sie einem im Falle eines Unfalles helfen würde, hat man aber keine ist das angeblich für die ziemlich korrupte kasachische Polizei  ein weiterer guter Grund eine Strafe zu kassieren. Dies wollten wir natürlich nicht riskieren und zahlten, wie auch schon in der Mongolei, etwa 11€ für eine bunte Versicherungspolice. Der Grenzübertritt war mit fast 5 Stunden mal wieder extrem langwierig aber keinesfalls unangenehm. Der Nachmittag bestand aus warten im Auto, die Formalitäten dauerten bei den Russen vielleicht 15, bei den Kasachen 10 Minuten. Wir wurden von allen persönlich begrüßt, alle lachten und freuten sich. Der russische Zöllner hatte großes Interesse an unserem Auto, sodass die „Durchsuchung“ etwas länger dauerte, der Kasache machte nur lachend Geräusche von irgendwelchen Waffen nach um so zu fragen ob wir sie mitführen würden.

Fünf Kilometer nach der Grenze fuhren wir von der Straße ab und fanden an einem Fluss ein schönes Plätzchen für die Nacht.

18.07. - 20:30 Uhr

 

Wir sind in Oeskemen einer 350.000 Einwohner - Stadt im Nordosten Kasachstans. Es gefällt uns wirklich sehr, obwohl wir eigentlich keine großen Stadtfans sind geniessen wir die Vorzüge des urbanen Lebens heute in vollen Zügen.

Es gibt einen tollen Bazar mit einem unglaublichen Angebot an Lebensmitteln. Vor allem über die Früchte und Gemüse freuen wir uns sehr.

 Bisher gefällt uns Kasachstan wirklich gut, gegen alle Vorurteile sind die Menschen ausgesprochen offen und nett, auch der Verkehr hat uns bisher noch nicht allzu sehr erschüttert.

Nach einem ausführlichen Stadtrundgang verbrachten wir die letzten Stunden auf der Suche nach vernünftigem Internet - Erfolglos.

Jetzt sitzen wir in der Loby des besten Hotels der Stadt und erledigen unsere Internetgeschäfte. Babsi setzte ihr bestes Lächeln auf, stolzierte zur Rezeption und sagte ziemlich forsch sie bräuchte jetzt mal schnell das WIFI-Passwort. Sie bekam es ohne Gegenfragen. Mal sehen wie lange diese Hochstapelei gut geht.... Deshalb also der heutige Beitrag etwas kürzer und "ruppiger". Mal sehen wann wir uns wieder melden, vermutlich erst in knapp 10 Tagen aus Almaty.

 

Bildernachtrag:

24.07.

Wir sind bereits seit drei Tagen in Almaty, ehemals Alma-Ata.

Die letzten Tage waren leider nicht allzu erfreulich. Bereits in Oskemen zeichnete sich ab, dass uns unsere Visa-Agentur wieder Sorgen bereiten würde. Noch strenger als in Russland wird hier die Registrierungspflicht geahndet. Man muss sich innerhalb von fünf Tagen bei der Migration-Police registrieren, ansonsten riskiert man Strafen von bis zu 1000€ und es kann einem die Wiedereinreise verweigert werden. Beides ziemlich blöd, besonders die Wiedereinreise ist uns wichtig, da wir sonst nicht aus Uzbekistan nach Russland kommen. König-Tours (vor denen ich hiermit ausdrücklich warnen möchte!!!) versprach uns alles für uns zu übernehmen, wir müssen nur Fotos unserer Pässe, Visa und Migrationskarten per Mail senden und erhalten dann die Registrierung... gesagt getan, alles gesendet - keine Antwort. Auf unser Nachhaken kam eine Gegenfrage, nämlich an welchem Ort man uns registrieren solle. Wir waren vollkommen verwirrt, hatten wir doch unsere gesamte Route mit König-Tours besprochen und alle Visa über sie bekommen. Die Sachbearbeiterin Frau Müller (vor der ich hier auch ausdrücklich warnen will) kennt genau unsere Umstände und die Tatsache, dass wir mit dem eigenen Fahrzeug reisen. Nach etwa 10 SMS schien alles geklärt und wir bekamen die Nachricht sie hätten unsere Unterlagen eingereicht (leider gelogen). Wir waren ziemlich beunruhigt und entschieden die 1200 km bis Almaty doch sofort ohne größere Umwege anzugehen, um uns zur Not in Almaty selbst registrieren zu können....

Der langen Rede schwacher Sinn, wir hörten lange nichts mehr, dann wieder die gleiche Frage wie bereits am Anfang und bis wir selbst aktiv werden konnten waren die fünf Tage dahin. Die einladende Firma (wir haben ein Business-Visa) war leider auch nicht in der Lage das zu tun wofür sie echt viel Kohle von uns erhalte hatten und so sprachen wir also gebeugten Hauptes bei der deutschen Botschaft vor. Die erste Mitarbeiterin reagierte auf unsere Geschichte mit dem einfachen aber verständlichen Satz: "Oh, now you have Problem". Die zweite Mitarbeiterin, die wirklich perfekt deutsch sprach war da kreativer, sie schlug vor einfach die Migrationskarten (auf denen wird die Registrierung vermerkt) zu verlieren, das koste nur 40€/Person, wir sollten vor Zahlung der Strafe aber unbedingt versuchen dem Zöllner was für seine Kinder zu schenken, das könne  die Strafe praktisch immer reduzieren oder gar ausgleichen... Wir werden sehen.

Unsere zweite Baustelle ist gerade die russische Botschaft. Wir benötigen für die Rückreise noch ein Transitvisum für Russland. Eigentlich kein Problem aber...

Ich will euch nicht weiter mit Horrorstorys quälen, zusammengefasst kann man sagen:

1 Nacht vor der Botschaft + 2 x 4 Stunden Wartezeit + unzählige Formulare, Kopien und Passbilder + 140€ = "Wahrscheinlich" können wir das Visum nach vier Tagen abholen. Wir werden sehen, am Freitag stehen wir auf jeden Fall wieder um 7:30 Uhr vor der russischen Botschaft die um 9:30 Uhr öffnet.

 

So, nun aber wieder Reisebericht:

Bevor wir uns auf den langen Weg durch die Steppe begeben wollten, entschieden wir noch einen kurzen Abstecher zu den fünf Sibinsker Seen zu unternehmen. Die Seen sind wirklich schön inmitten bizarrer "Kuhfladenfelsen" gelegen, leider finden das die Oskemener auch und alles ist voller Müll. Wir fanden trotzdem ein schönes Plätzchen und konnten vor dem für uns üblichen Gewitter noch ein paar Minuten in der Sonne am See sitzen.

Auf dem Weg in den Süden gibt es entlang unserer Strecke nicht viel außer Steppe, Steppe und ein bisschen Steppe. Eigentlich mögen wir das ja echt gerne, leider war aber das Wetter wie halt die ganze letzte Zeit...

Ortseinfahrt Almaty, üblicherweise spricht man hier von einer spektakulären Sicht auf die Berge, bei uns gab es ein anderes Spektakel...
Ortseinfahrt Almaty, üblicherweise spricht man hier von einer spektakulären Sicht auf die Berge, bei uns gab es ein anderes Spektakel...

Heute ist Mittwoch und wir verbringen den Tag nach den Rennereien der letzten beiden Tage mal ganz gemütlich mit spazieren gehen und abhängen. Almaty ist eine echt tolle Stadt, sehr modern, viele Parks, überall Bäume, tolle Aussischt in die Berge und supernette Menschen. Heute Morgen hatten wir ein langes Gespräch mit einer Almatinerin auf dem Weg zur Arbeit, sie gab uns gute Tips für die Stadt, berichtete dass der Regen für diese Jahreszeit total untypisch sei und lud uns zu guter Letzt für heute Abend zu sich nach Hause auf eine heiße Dusche ein?! Keine Ahnung wie sie darauf kommt dass wir eine bräuchten.

Hier mal der erste Almaty-Eindruck, ich hoffe es werden noch ein paar Bilder folgen...

Kleiner Bildernachtrag:

 

27.07.

Sharin Canyon – 34°C – Sonne – Baden – abhängen – Laune bestens!

Als wir gestern Früh, pünktlich wie immer, vor der russischen Botschaft ankamen ging alles plötzlich ganz schnell. Noch bevor ich das Auto einparken konnte war Babsi bereits samt unserer Pässe zurück aus der Botschaft! Visum drin – alles gut! Wir dürfen ab 23.09. nach Russland einreisen, müssen das Land aber bis 28.09. wieder verlassen haben. Kein Problem, das schaffen wir.

Nachdem wir den 25. zu einem ausführlichen Spaziergang durch Almaty nutzten folgten wir am 26. dem guten Rat unserer Busbekanntschaft Marina und unternahmen einen Ausflug auf den Hausberg Almatys, den Koktoebe. Er ist gekrönt von einem Fernsehturm der von allerlei Städterbelustigungen wie Karussell, Streichelzoo, Schießbuden und einem Autoscooter umgeben wird. Fast wie auf dem Königstuhl in Heidelberg, nur ein bisschen mehr „rosa“ und „China“.

Unser Aufenthalt auf dem Berg begann mit einem kulinarischen Highlight, brachte uns Marina am Morgen kurz vor Abfahrt doch noch eine Torte, ein Brot und zwei Flaschen Bier an unser Auto. Angeblich eine kasachische Tradition, wenn man Freunde zum ersten mal zu Hause besucht.

Mit den Visa in der Tasche machten wir uns auf den Weg in den 200 Kilometer östlich gelegenen Sharin Canyon. Auf dem Weg stockten wir noch auf dem Bazar in Essik unsere Lebensmittel auf und erreichten dann den Nationalpark so gegen 15 Uhr. Nach einem ausführlichen Rundgang über das Plateau entschieden wir noch ein bisschen weiter zu fahren, um einen Platz direkt am Fluss zu finden. Die letzten Tage in der Stadt ließen die Vorfreude auf ein Bad oder zur Not eine Dusche ins Unermessliche steigen.

Wir fanden ein wirklich schönes Plätzchen an dem wir den Abend und fast den kompletten heutigen Tag mit baden, Wäsche waschen, putzen und in der Sonne sitzen verbrachten. Gegen 16 Uhr werden wir aufbrechen, um kurz vor Schließung noch die Grenze nach Kirgistan zu überqueren. Wir hoffen, dass die Grenzer kurz vor Feierabend keine Lust mehr auf große Diskussionen haben werden...

 

... sie hatten Lust.

 

Das erste was ihnen auffiel waren die fehlenden Stempel auf unseren Migrationskarten. Es halfen keine Diskussionen, kein Geldzählen nichts, sie ließen uns nicht ausreisen. Vor uns war ein alleinreisender Kirgise mit dem selben Problem. Ihn zwängte man uns ins Auto und schickte uns über eine fürchterliche Schlaglochpiste in das 25 Kilometer entfernte Kegen zurück. Dort sollten wir uns registrieren, die Strafe bezahlen und wieder kommen...

Wir kamen um 17 Uhr in Kegen an, fanden schnell die Polizei und konnten den etwa 25 Beamten einzeln – keiner sprach englisch – unser Problem schildern. Die einen schickten uns weg, die anderen sagten wir müssen zurück nach Almaty fahren (300km) und die dritten behaupteten irgendwann würde irgendwer mit dem richtigen Stempel auftauchen. Erst in einer Stunde, dann in zwei und zuletzt am nächsten Morgen... Kurz vor der Resignation, ich hatte bereits Almaty ins GPS eingegeben, starteten wir noch eine letzte „Mitleidsoffensive“ an einem ganz jungen Beamten. Unglaublich aber wahr, zwei Telefonate später kam der Bürgermeister selbst vorgefahren, wir wurden ins Rathaus eskortiert und 10 Minuten, eine Standpauke und 170€ später waren wir samt Stempel auf dem Weg zurück zur Grenze. Natürlich war die Grenze inzwischen geschlossen.

Unser Leidensgenosse, der sein Auto in Kazachstan verkauft hatte war sozusagen „obdachlos“, sodass wir dann zu dritt eine ziemlich unruhige Nacht vor dem Schlagbaum in unserer Kabine verbrachten.

Im Nachhinein klingt das alles ja ganz witzig, ich kann euch jedoch versichern, die letzten Tage war uns nicht besonders häufig zum Lachen zu Mute...

 

28.07.

Pünktlich um 8:30 Uhr öffnete die Grenze. 90 Minuten und drei Fahrzeugdurchsuchungen später standen wir dann endlich auf kirgisischem Boden.

Entspannt waren wir noch nicht, der Stein der uns vom Herzen fiel war jedoch ein Monolith, mindestens in der Größe des Uluruu.
Entspannt waren wir noch nicht, der Stein der uns vom Herzen fiel war jedoch ein Monolith, mindestens in der Größe des Uluruu.

 

 

Gegen unsere ursprüngliche Planung fuhren wir auf direktem Weg nach Karakol, machten einen kurzen Dapp, versorgten uns auf dem Martk mit ein paar Lebensmitteln und dem besten Brot dieser Reise und suchten uns schnell einen netten Stellplatz zum Ausruhen und Erholen...

 

 

Karakol liegt auf knapp 2000 mÜNN fast am Issy Köl, dem zweitgrößten Bergsee der Welt. Die Ruhe an unserem Platz und die äußerst netten Kirgisen, die wir bisher trafen sorgten dafür, dass schnell die Lebens- und Reisegeister wieder in uns geweckt wurden. Dennoch hält sich unsere Lust auf Menschen, Trubel und Polizeikontrollen gerade etwas in Grenzen, sodass wir uns zunächst in die Täler rund um den See zurück ziehen werden. Unser erstes Ziel ist das Basecamp Inylcheck, von wo aus die Besteigungen der umliegenden 7000er des Tien Shan beginnen.

 

Wir melden uns dann wieder aus Bishkek.