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Uzbekistan

Prunkstätten der Seidenstrasse im Kontrast zur Aralsee-Katastrophe

 

Grenzübertritt:

Vieles hatten wir über die tajikisch – uzbekische Grenze gehört und wenig Gutes war dabei. Mit dem entsprechend flauen Gefühl im Magen rollten wir also auf den ersten Schlagbaum zu, um dann zu erleben, dass meistens eben doch alles anders kommt und erst recht als man denkt.

Vor uns gab es noch drei Fussgänger aber keine weiteren Fahrzeuge. Die tajikische Grenzabfertigung lief wie gewohnt, keine Computer dafür viele große Bücher und sehr nette Zöllner. Nach einer knappen halben Stunde war es geschafft und wir standen am nächsten Schlagbaum im Niemandsland. Hier bei den Uzbeken lief dann schon alles viel bürokratischer, militärischer und irgendwie auch professioneller. Es gab Computer, die Herren waren bewaffnet und trugen keine Badelatschen, trotzdem waren alle sehr höflich und die Meisten sprachen sogar englisch. Da wir die einzigen „Gäste“ waren mussten wir zwar nicht warten, waren aber doch gute zwei Stunden mit der Prozedur und all den Papieren beschäftigt. Schlussendlich verließen wir die Grenze nach ein paar kurzen Verhandlungen ganz ohne etwas zu zahlen und machten uns auf, auf der perfekten Teerstrasse, in Richtung Samarkand.

In Uzbekistan selbst war dann doch alles wie wir es gehört hatten. Hinter wirklich jedem Busch steht ein Polizist mit Radarpistole und versucht allen irgendetwas abzuschwätzen. Auch wir wurden mehrfach angehalten und einer der Polizisten wollte mich dafür bestrafen, dass ich in der 90er-Zone nur 83km/h gefahren bin. Wir einigten uns auf eine unentgeltliche Rüge und er lies uns wieder ziehen.

 

Gegen 17 Uhr erreichten wir dann mit einigen Komplikationen doch die Altstadt von Samarkand. Leider ist hier das OSM-Kartenmaterial extrem schwach auf der Brust. Nach kurzer Suche finden wir direkt an der Altstadtmauer ein kleines B&B, dessen Einrichtungen wir nutzen können und direkt in der Gasse vor der Türe können wir parken und wohnen – perfekt!

 

Jetzt noch schnell die ersten paar Dollar umtauschen und los geht es zu einem ersten abendlichen Spaziergang durch Samarkand.

 

In Samarkand steppt gerade der Bär, es findet ein internationales Musikfestival statt. Die Hauptbühne ist vor der atemberaubenden Kulisse des Registan – des Platzes aller Plätze – aufgebaut. Schön für die Musiker und Zuschauer, für uns eher doof, da alles voll von Tribünen, Kameras und Scheinwerfern steht. Nun ja, man kann es sich halt nicht aussuchen, dafür ist die Stimmung in der Stadt echt toll und überall läuft Musik und es wird getanzt und gefeiert. Wie von einer außerirdischen Macht gelenkt, lassen die Polizisten uns, ohne dass wir darum bitten, sogar auf den weiträumig abgesperrten Registan.

 

31.08.

Die letzten beiden Tage verbrachten wir brav mit Sightseeing. Nach den letzten, praktisch vollkommen kulturfreien Monaten machte das richtig Spass. Morgen geht es dann weiter nach Buchara wo wir wieder mindesten zwei Nächte bleiben wollen.

 

 

5.09.

 

Wir sitzen bei 39°C in Khiva und geniessen das Reiseleben. Bitte entschuldigt uns, aber wir sind gerade sehr faul, d.h. weitere Berichte müssen noch ein wenig warten. Es geht uns aber sehr gut, die Uzbeken sind sehr nett und zu den fantastischen Städten Samarkand, Buchara und Khiva muss ich wohl nichts sagen. Leider ist es hier ziemlich streng mit der Registrierungspflicht, sodass wir nicht (viel) wild campen können und die meiste Zeit in den Städten verbringen müssen. Später mehr...

6.09.

 

Wir schwitzen noch immer und haben – entschuldigt bitte – wenig Lust zu schreiben. Ein paar Bilder wollen wir dennoch ergänzen, da wir wohl die nächsten Tage eher nicht mehr an Internet kommen werden.

 

Am 1.09. fuhren wir von Samarkand weiter nach Buchara. Die Strecke war unkompliziert und wir genossen die gute Straße. Die Suche nach einem geeigneten Stellplatz gestaltete sich ein wenig langwierig, da die Hotels zum Teil horrende Preise für diese dappige Registrierung aufriefen. Zu guter Letzt fanden wir dann doch noch ein sehr nettes Hotel vor dessen Türe wir mit Toiletten- und Duschnutzung zu einem fairen Preis campieren konnten. Auf dem Weg gabelten wir noch zwei junge Schweizer mit einem Landrover auf und verbrachten so gemeinsam ein paar schöne Tage in dieser traumhaften Stadt.

Weiter ging es mit einem kurzen Nachtstopp inmitten der Kitzelikum nach Khiva. Khiva ist die dritte und letzte „Seidenstrassenmetropole“ die auf unserer Strecke lieg. Hier hatten wir von anderen Reisenden einen guten Guesthouse-Tip bekommen. Wir stehen also gerade direkt vor dem westlichen Stadttor total zentral bei einer sehr netten Familie. Auch Khiva hat uns wieder sehr gut gefallen. Insgesamt sind die Städte zwar sehr touristisch und alles ist voll von Souvenirläden, trotzdem ist die Stimmung wirklich relaxed.

So, jetzt waren wir noch kurz einkaufen, haben unsere Vorräte an Gemüse, Obst und Fleisch für die nächsten Tage aufgefüllt und fahren gleich weiter über Urgench und den Schiffsfriedhof in Moynak an den Aralsee.

Wir melden uns dann vermutlich erst wieder aus Kasachstan, also so in 10 Tagen.

 

 

Technik:

Seit ein paar Tagen hören wir auf holprigen Wegen ein fürchterliches Geklapper und Gequietsche von vorne rechts. Nachdem ich schon alles im Beifahrerfußraum demontiert hatte, aber nichts fand, ging es gestern dann eine Etage weiter nach vorne. In der Tat konnte ich hier – auch Dank der Hilfe von Silvan – schnell das Problem finden. Die Halterung unserer Zusatzbatterien hatte sich losgerüttelt, eine Anschweißmutter war aus dem Kotflügel gerissen, an einer anderen Stelle war das Blech bereits über gute drei Zentimeter eingerissen und die Halterung irgendeiner Druckdose war gebrochen. Ziemliches Desaster! Ich demontierte alles inclusive Luftfilter, wir bastelten eine provisorische Halterung für die ominöse Druckdose, bohrten Löcher an die Enden des Risses um ein weiteres Fortschreiten zu vermeiden und versuchten das Ganze wieder zu fixieren.

Hielt auch gut – für die ersten 600 Kilometer...später dann mehr.

 

Zusammen mit den beiden Schweizern Linda und Silvan in ihrem „rettenden Rover“ machten wir uns also auf den Weg mit dem ersten Ziel Ayas Kala, einer Festung aus dem 3.-2. Jahrhundert vor Christus. Die Fahrt war ebenso unspektakulär wie unkompliziert, vorbei an riesigen Baumwollfeldern ging es auf vernünftiger Teerstraße bis fast vor die Festung. Nach einem kurzen Rundgang durch die riesige Lehmanlage stand auch schon der Stellplatz fest und wir verbrachten unseren letzten gemeinsamen Abend bei kühlem Bier und einem südafrikanischen Potje.

 

Nach dem Frühstück und einer kurzen aber herzlichen Verabschiedung trennten sich unsere Wege, Linda und Silvan fuhren wieder zurück nach Buchara und wir weiter nach Moynak, den ehemaligen Großhafen am Aralsee. Auf dem Weg stoppten wir noch an einer weiteren Lehmfestung aus vorchristlicher Zeit und besichtigten – wegen der Gluthitze nur sehr kurz – eine riesige muslimische Nekropole.

Unser Abendstellplatz befand sich unter einem Baum, was hier ziemlich selten vorkommt. Wir nutzten gleich die Gelegenheit, um mit alten abgestorbenen Ästen unseren Brotvorrat etwas aufzustocken.

 

 

Auf den letzten Kilometern bis Moynak wurden wir dann immer wieder von Fahrzeugen der „Landrover Experience Seidenstrasse 2013“ überholt. Da es auf dieser Strecke nur ein Ziel gibt, stellten wir uns schon auf ein Treffen am Schiffsfriedhof ein. Und so kam es auch. Zum Glück entschieden wir das Auto oberhalb der Schiffe auf einem kleinen Parkplatz abzustellen und die paar Meter durch den Sand zu Fuss zu gehen. Bereits oben auf dem Parkplatz standen 7 der vielen Land- und Range Rover und die Fahrer erzählten uns, dass es sich um eine Promo-Tour mit zwei Presseteams, 4 ausgewählten Teilnehmern und einer Mechaniker-Crew aus Deutschland handelt. Bei den Schiffen angekommen bot sich uns dann ein schauriges Spektakel, zwei Range Rover steckten bis aufs Blech im Sand, die vier Teilnehmer buddelten, die Presseleute filmten und die Mechaniker gaben gute Ratschläge... Wir waren froh nicht mit im Boot zusitzen, hatte es doch gute 45°C. Einer der Teilnehmer fragte mich dann woher wir kämen, ich antwortete brav Heidelberg und er entgegnete: Dann musst du der Ron aus der Thoraxklinik sein... Friedrich ist neuer Kollege in der Anästhesie und hat natürlich von unserer Reise Wind bekommen. So klein ist also sogar Asien...

 

 

Nach Moynak verließen wir dann das „Festland“ und begaben uns in das Becken des ehemaligen Aralsee, den man jetzt Aralkum – Aralwüste – nennt. Diese Geschichte ist eine echte Katastrophe, die wiederzugeben den Rahmen sprengen würde. Wikipedia hilft da aber gerne weiter.

Die Piste wurde schlagartig schlechter und verlor sich dann gänzlich. Auch unsere russischen Militärkarten konnten uns hier nicht weiter helfen, wurden sie doch publiziert als hier noch ein 40m tiefer See lag. Wir kämpften uns weiter, immer Richtung Wasser. Es sollten so etwa 80 Kilometer bis ans heutige Ufer sein und wir waren auf eine lange Fahrt eingestellt. Leider ändert sich die Wüste hier so schnell, dass uns auch ältere Tracks, die wir aus dem Internet hatten nicht weiter halfen. Nachdem wir das Auto erstmal in einem riesigen Bulldusthaufen vesenkt und wieder frei geschaufelt hatten versuchten wir es etwas weiter westlich. Auch hier war es nicht besser, es ging über kleine aber extrem weichsandige Dünen und nachdem auch bei 1 bar Reifendruck das Auto immer wieder abzusaufen drohte entschieden wir uns auch diesen Plan fallen zu lassen. Wieder etwas weiter östlich war es dann auch nicht besser, anstatt über Sanddünen mussten wir uns hier durch gut einen Meter hohe Sauxalbusch Wald schlagen. Dies schien uns nach einem Kilometer dann auch zu gefährlich, da man einfach den Untergrund nicht sehen konnte und bei einem Blick nach vorne klar war diese Gangart müssten wir noch einige Kilometer halten. Schweren Herzens entschieden wir also unseren Plan ein Bad im Aralsee zu nehmen ad acta zu legen. Wir suchten uns einen schönen Platz im sandigen Teil und verbrachten dann den Rest des Abends – es war bereits nach 18 Uhr -  mit Muscheln sammeln.

Am nächsten Morgen war dann alles ganz einfach, wir folgten unseren eigenen Spuren zurück bis zur ersten richtigen Piste, wendeten das Steuerrad in Richtung Westen und machten uns auf zur kasachischen Grenze.

 

 

Bei wieder guten 45°C stellten wir uns brav in der PKW-Schlange an und schlossen erste Freundschaften mit unseren Mitwartenden. Leider erst nach zwei Stunden erzählten uns einige, dass Touristen nicht warten müssten und direkt ans Tor fahren könnten. Mit einem etwas unguten Gefühl entschieden wir uns aber aufgrund der Hitze und des Staubes dem Rat zu folgen und fuhren vor. Keiner murrte, im Gegenteil alle freuten sich für uns als nach fünf Minuten das Tor aufging und wir, zusammen mit weiteren vier Autos, Einlass gewährt bekamen. Die Abfertigung lief dann wie gewohnt langsam, unübersichtlich, kompliziert aber stets freundlich. Schlussendlich standen wir dann nach knapp fünf Stunden, drei Fahrzeugvorführungen und vielen „Woher – Wohin – Gesprächen“ wieder auf kasachischem Boden.

 

Und da geht es jetzt auch weiter – Klick - .