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Ukraine

Wieder "fast" in Europa

„Willkomm Ukraine deutsch Freund“

Mit diesen Worten empfing uns ein ukrainischer Zöllner, der alle Pässe und Fahrzeugdokumente der gesamten Fähre einsammelte und damit in einem kleinen Bürocontainer verschwand. Knapp 30 Minuten später kamen dann drei weitere Zöllner, verteilten die Papiere an die Passagiere, durchsuchten in Windeseile alle Fahrzeuge und entließen uns dann der Reihe nach aus dem Zollbereich.

 

Leider empfing uns die Krim mit ziemlich miesem Herbstwetter, was aber den Vorteil hat, dass wir die letzten Tage ziemlich geruhsam verbrachten. Wir tingelten von Stadt zu Stadt, machten, wenn es das Wetter zu lies, kurze Spaziergänge in der wunderschönen Natur der Krim, verbrachten aber auch viel Zeit bei Cappuccino und Tee in einigen der echt schönen Cafés.

Die Krim ist eine wunderschöne Insel! Natürlich ist besonders die Küste geprägt von verfallenden sowjetischen Bausünden im Wechsel mit unglaublich hässlichen Ferienanlagen für die Sommerurlauber vor allem aus der Ukraine und Russland. Die Krim ist einfach das Mallorca / Ibiza o.ä. der ehemaligen Sowjetunion. Dennoch gibt es wunderschöne, einsame und unberührte Flecken, die es zu entdecken lohnt. Ein bisschen erinnert uns die Gegend an den Fuß der Pyrenäen im südlichen Frankreich.

 

 

1.10.

 

Nachdem wir das gestrige Gelage zum Glück gut überstanden hatten, wollten wir heute eigentlich eine 12 Kilometer – Wanderung zu den Höhlen vom Mangup-Kale unternehmen. Leider regnete es die ganze Nacht und auch den gesamten Vormittag, sodass wir die Zeit mit Lesen und Schreiben in unserer warmen Kabine verbrachten. Bis jetzt hat der Regen leider nicht nachgelassen, sodass wir aufgeben und weiter nach Bakhchysaray fahren, wo wir vermutlich aus der warmen Kabine in ein warmes Café umsiedeln, um all dies zu posten;)

 

 

... und so war es auch.

Bakhchysary, zumindest der alte Teil, ist ein wunderschönes kleines Nest umgeben von einer wunderschönen Felsenlandschaft. Neben einem wirklich schönen und abwechslungsreichen Khans-Palast, den auch schon Katharina die Große zu schätzen wusste, gibt es ein Kloster und eine weitere Höhlen-/ Felsenstadt zu erwandern. Nachdem aber sowohl der gestrige Nachmittag als auch der heutige Vormittag von sintflutartigen Regenfällen geprägt waren, besichtigten wir nur den Khans Palast und verzichteten auf die Wanderung zum Kloster und nach Tschufut Kale.

 

 

2.10.

Da sich das Wetter leider nicht besserte entschieden wir gegen Mittag also unsere Wanderung zu den Höhlen von Tschufut Kale ad acta zu legen und fuhren nach Jefpatorija – dem „Jerusalmen der Krim“. Hier sollen sich in verwinkelten kleinen Gassen muslimische, jüdische und christliche Bauwerke ebenso wie Wohnviertel aneinander reihen. Leider war die Stadt nicht weit genug entfernt, sodass das Wetter nicht deutlich anders wurde. Bei 8°C und Regen juckelten wir einmal kurz durch ein paar Gassen, entschieden uns dann aber im geheizten Auto die Fahrt fortzusetzen.

 

 

3.10.

Unser nächstes Ziel war die Hafenstadt Odessa, die wir mit einer Zwischenübernachtung am schlammigen Wegesrand bereits heute Vormittag erreichten. Am Passagierhafen fanden wir auf einem bewachten Parkplatz eine für uns optimale Bleibe. Es ist nachts ziemlich ruhig und bis zur Potempkin-Treppe, und damit im Zentrum, sind es gerade mal 5 Minuten zu Fuß. Top!

Es ist saukalt und windig, aber es regnet nicht! Eine deutliche Besserung zu den letzten Tagen. Wir machen uns also gleich auf den Weg diese berühmte Stadt zu erkunden. Trotz Wolken, Wind und Zähneklappern sind wir begeistert. Odessa ist wunderschön, liebevoll restaurierte Gebäude, eine atemberaubende Oper, schöne Gärten und unzählige extrem geschmackvolle Cafés prägen das Stadtbild. Nach einem etwa zweistündigen Spaziergang landen wir dann in einem tollen Café mit hervorragendem Cappuccino und wärmen uns erst mal auf.

Sandra und Christian, mal wieder zwei Schweizer, die wir in Atyrau trafen, sind schon da und wir verabreden uns für 17 Uhr zum Kaffee und anschließendem Abendessen. Um nicht den ganzen Nachmittag in Kneipen zu verbringen gehen wir noch etwas spazieren, verschieben aber die „richtige“ Sightseeing Tour auf morgen.

Gegen 23 Uhr fallen wir dann müde aber zufrieden in unser echt ruhiges Bett am Hafen. Wieder einmal sind wie wirklich froh um die feste Kabine und unsere Heizung. Das Wetter der letzten Tage war schon ein bisschen nervig, dadurch dass wir uns aber warm, trocken und windgeschützt in unserer Kabine aufhalten können ist es echt auszuhalten. Wir denken oft an Freunde/ Reisende mit Dachzelt oder Aufstelldach und sind froh uns trotz anderer Nachteile für diese Variante entschieden zu haben.

 

4.10.

Es ist immer noch trocken und so steht unserer Sightseeing Tour nichts im Wege. Bewaffnet mit dem Lonely Planet ziehen wir los und genießen diese prachtvolle Stadt. Das prachtvollste und beeindruckendste Gebäude ist mit Abstand die in den 1880ern gebaute Oper. Geplant wurde sie von den beiden Architekten Fellner und Helmer, die ebenfalls die Oper in Wien errichteten.

Um das Gebäude nicht nur von außen zu besichtigen, sondern richtig erleben zu können entschieden wir uns am Abend die Aufführung von „Prinz Igor“ zu besuchen. Ein tolles Erlebnis, das wir sehr genossen. Da man ja aufhören soll, wenn es am Schönsten ist, entschieden wir uns in der Pause den Heimweg anzutreten.

 

5.10.

Odessa verabschiedet uns mit Sonne! Es ist heute wunderschön und mit 10°C fast schon warm. Dennoch fahren wir, nach einem ausführlichen Bummel über den wirklich tollen Privoz Markt, weiter. Wir haben uns entschieden auf dem Weg zur slowakischen Grenze einen kleinen Umweg zu nehmen und dem Städtchen Kamianets-Podilski einen Besuch abzustatten. 

 

 

6.10.

Nach einer ruhigen Nacht „irgendwo“ in der Ukraine erreichen wir gegen 13 Uhr Kamianets-Podilski. Wie erhofft sind wir begeistert. Vor uns liegen eine atemberaubend gelegene Altstadt und ein überwiegend aus Holz errichtetes  Fort, die durch einen lauschigen Canyon getrennt werden. Wir können das Auto direkt an der Brücke zwischen Altstadt und Fort abstellen, sodass wir den Blick auch noch beim Abendessen genießen können. Und verbringen den Nachmittag und Abend in der Stadt und auf den Türmen der Festung.

 

 

8.10.

Zwei gemütliche Fahrtage liegen hinter uns. Ohne Stress konnten wir über die gar nicht mal so guten ukrainischen Straßen holpern und bei strahlendem Sonnenschein Ausblicke über Felder, Wiesen und die ersten Ausläufer der Karpaten genießen.

Jetzt sind wir in Ushgorod, der Grenzstadt zur Slowakei. Hier wollen wir morgen noch den halben Tag verbringen und dann am Nachmittag die Einreise in den Schengen-Raum wagen. Mal wieder ein Grenzübergang vor dem man gewarnt wird – wir werden sehen...

 

 

9.10.

... und wir sahen – beinahe unser „Blaues Wunder“.

 

Den ersten Teil des Tages verbrachten wir wie geplant in Uzhgorod mit der Besichtigung des Schlosses, einem erneuten ausgedehnten Stadtspaziergang und anschließend Kaffee und Kuchen.

Um 15 Uhr machten wir uns dann auf zur Grenze, die wir bereits nach 10 Minuten erreichten. Mit zunächst nur einem Fahrzeug vor uns konnten wir direkt bis zur ukrainischen Abfertigung vorfahren. Hier wurde unser Fahrzeug nun zum ersten Mal auf der gesamten Reise einer wirklich unangenehmen und langwierigen Durchsuchung unterzogen. Der Zöllner war höflich aber vollkommen distanzlos, öffnete wirklich alles, fingerte alles an, fand aber die 12 Flaschen Wodka dennoch nicht! Das Milchpulver – viele kennen die Geschichte – ist vollständig aufgebraucht, leider aber nicht das Eipulver (das ich auch wirklich nicht empfehlen kann). Dieses führte leider zu erheblichen Unsicherheiten seitens der Zöllner. Mein Kauderwelsch reichte zwar ihnen zu erklären dass es Eipulver sei, warum wir es aber spazieren fahren, konnte ich ihnen leider nicht begreiflich machen (vielleicht weil es auch wirklich Blödsinn ist?!). So recht glauben wollten sie es mir nicht, hatten aber leider nicht die nötigen Mittel, um es auf Rauschgift – das war ihr Verdacht – zu analysieren. Nachdem ich dann aber die Menge für drei Eier anrührte und wir es gemeinsam (mit 5 Zöllnern) einer Degustation unterzogen waren sie beruhigt und wir durften (mit einem echt schalen Eiergeschmack im Mund) weiter zu den slowakischen Zöllner.

Hier war die Schlange schon länger, wobei wir trotzdem bereits nach 90 Minuten am Zollhäuschen ankamen. Alle Dokumente wurden eingesammelt und der Zöllner verschwand damit in seinem Häuschen. Etwa 15 Minuten später kam er, zusammen mit einem Vorgesetzten, zurück und sie stellten uns ein paar merkwürdige Fragen. Nach kurzem hin und her erklärten sie uns, die Nummernschilder seinen am 23.07.2013 in Deutschland als gestohlen gemeldet worden und deshalb müssten sie uns die jetzt abnehmen... Sorgen machen sollten wir uns aber keine, sie würden die Schilder nach Deutschland senden, dort würde man sich dann um alles kümmern. Wie wir jetzt ohne Schilder nach Hause kommen sollten wussten sie aber auf Anhieb auch nicht so recht.

Die Herren waren sehr nett, und nachdem wir ihnen nochmal unsere Reiseroute erklärt hatten (die sich ja mit den zu diesem Zeitpunkt eingezogenen Pässen belegen lässt) und damit ja klar war, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits in der Mongolei waren, wollten sie mal eine Mail nach Deutschland schicken und versuchen das Problem zu klären – es könne aber dauern... Also stellten wir uns schon mal auf eine weitere Nacht vor einem Schlagbaum ein, zum Glück kam es aber anders.

Nachdem wir mit etwa einer Tonne Wurstwaren im Gepäck gut drei Stunden mit Blick auf das Schild: „Tierische Lebensmittel einführen verboten!“ gewartet hatten, kam der Zöllner lächelnd zu uns und erklärte: Alles ein Fehler des Systems! Die Gestohlene Nummer sei nicht „HD HZ-79“ sondern „HDH Z-79“ gewesen.

Nun ging alles ganz schnell, die Fahrzeugdurchsuchung fiel praktisch aus und wir durften endlich, zusammen mit unseren lieb gewonnenen Nummernschildern, dem Eipulver und einem wohl gefüllten Kühlschrank, in den Schengen-Raum einreisen.

Trotz Dunkelheit hatten wir bereits 45 Minuten später einen schönen und ruhigen Stellplatz gefunden, und konnten bei Wodka und ukrainischem Räucherfleisch „unsere“ EU feiern.