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Kirgistan

Im Land der Berge

28.07. Pünktlich um 8:30 Uhr öffnete die Grenze. 90 Minuten und drei Fahrzeugdurchsuchungen später standen wir dann endlich auf kirgisischem Boden.

Entspannt waren wir noch nicht, der Stein der uns vom Herzen fiel war jedoch ein Monolith, mindestens in der Größe des Uluruu.
Entspannt waren wir noch nicht, der Stein der uns vom Herzen fiel war jedoch ein Monolith, mindestens in der Größe des Uluruu.

Gegen unsere ursprüngliche Planung fuhren wir auf direktem Weg nach Karakol, machten einen kurzen Dapp, versorgten uns auf dem Markt mit ein paar Lebensmitteln und dem besten Brot dieser Reise und suchten uns schnell einen netten Stellplatz zum ausruhen und erholen...

Karakol liegt auf knapp 2000 mÜNN fast am Issy Köl, dem zweitgrößten Bergsee der Welt. Die Ruhe an unserem Platz und die äußerst netten Kirgisen die wir bisher trafen sorgten dafür, dass schnell die Lebens- und Reisegeister wieder in uns geweckt wurden. Dennoch hält sich unsere Lust auf Menschen, Trubel und Polizeikontrollen gerade etwas in Grenzen, sodass wir uns zunächst in die Täler rund um den See zurück ziehen werden. Unser erstes Ziel ist das Basecamp Inylcheck, von wo aus die Besteigungen der umliegenden 7000er des Tien Shan beginnen.

Nachdem wir in Karakol, in der zweiten richtig guten Touristen-Information unserer Reise, erfuhren, dass man für die Fahrt zum Basecamp Inylchek ein Border-Permit für  China bräuchte entschieden wir uns um und wandten uns den Tälern weiter westwärts zu.

Wir fuhren zunächst in das wirklich schöne Jeti Ögöz Tal. Dies ist zwar „ziemlich touristisch“, gegen Abend verziehen sich aber die Tagesausflügler und man hat das Tal fast ganz für sich allein. Am nächsten Morgen gab es noch einen kleinen Abstecher in das ebenfalls idyllische Tal des Juluu, leider aber auch eine Sackgasse. Zurück am See fanden wir ein traumhaftes Plätzchen am Sandstrand, so dass wir bereits um 13 Uhr entschieden hier zu bleiben. Wir verbrachten den Nachmittag natürlich mit Nützlichem wie Wäsche waschen, vor allem aber mit baden, schlafen, lesen und Reise planen.

Wenn man einen ganzen Nachmittag mit „Nichtstun“ beschäftigt ist kommt einem natürlich viel Blödsinn in den Sinn. Wir planten den berüchtigten Tozor Pass von hinten anzugreifen und wollten dazu im Paralleltal, dem Barskoon Tal, ins Tien Shan Gebirge eindringen, um dann zum Tozor Pass zu queren. Die Russenkarten zeigten eine Piste, auch in der Kirgistankarte von Freytag & Berndt hatte es eine, sie ähnelten sich zwar nicht im Geringsten, dennoch wollten wir es versuchen.

Im Barskoon Tal geht es auf einer exzellenten Piste über steile Serpentinen bis auf 3800müNN. Am Ende des Tals befindet sich eine Miene und die kanadische Minengesellschaft pflegt die Piste. Hier oben soll eine kleine Piste nach Westen abgehen und zum Tozor Pass führen....

Was soll ich sagen, es ging eine Piste ab, sie führte auch zum Tozor Pass, nur halt nicht in den erwarteten 30 Kilometern sondern in 80. Es dauerte auch nicht, wie vom Parkplatzwächter der Mine avisiert, 3 Stunden sondern eher 2 Tage. Die Strecke war fantastisch, man bewegt sich die gesamte Zeit auf über 3000m und ist umgeben von den Gletscherbedeckten 5000ern des Tien Shan Gebirges. Die Piste wird seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt und ist weitestgehend in einem katastrophalen Zustand. Unzählige Muränen, Flüsse und Abbrüche gilt es zu überwinden, einen Höhepunkt bildet dabei der Pass – für knapp 5 Kilometer brauchen wir hier 2 Stunden. Wir sind begeistert von unserem Fahrzeug und freuen uns des Privilegs alleine solche fantastische Landschaft bereisen zu können.

Wieder am See angekommen nehmen wir ordentlich Fahrt auf, wir wollen heute nämlich noch bis kurz vor Bishkek, unsere Schweizer Freunde treffen. Der Weg wird noch durch eine lustige Polizeikontrolle aufgelockert, der Beamte lässt mich gegen die Fernbedienung seiner Zentralverriegelung blasen und erklärt mir dann, ich hätte gestern Abend Alkohol getrunken und das sei verboten. Ich breche in schallendes Gelächter aus, der Polizist auch und wir fahren beide weiter...

2.08.

Wir brechen früh auf und fahren quer durch Bishkek in Richtung Westen. Außer zu einem kurzen Einkaufsstop unterbrechen wir die Fahrt in Bishkek nicht. Es soll zwar eine ganz schöne Stadt sein, wir haben aber beschlossen sie auszulassen – vielleicht beim nächsten Mal Kirgistan.

Wir fahren zunächst über einen geteerten 3400m hohen Pass, bevor wir dann in das wirklich malerische Suzamyr-Tal abbiegen. Hier verbringen wir einen schönen Abend und eine ruhige Nacht direkt am Kerkemeren River.

Gut ausgeschlafen starten wir unsere Fahrt mit dem heutigen Ziel Song-Köl. Dieser auf 3000m gelegene Bergsee gilt langläufig als die Perle Kirgistans. Bei wunderschönem Wetter durchfahren wir auf zunächst guten Pisten lauschige Täler und überqueren kleine Hügel, bevor dann der steile und rumpelige Anstieg über einen 3500m hohen Pass beginnt. Vom Pass erhaschen wir den ersten, leider Wolkenverhangenen, Blick auf den wunderschönen von schneebedeckten Bergen gesäumten See.

Nach einem ausführlichen Besuch in einer Jurte am Wegesrand beziehen wir unser Lager direkt am Strand und verbringen den Nachmittag mit einem sehr kurzen (der See hat 11°C) Bad und viel Entspannung.

Auf nagelneuer, hervorragender Schotterpiste steigen wir über 33 Serpentinen vom See-Plateau ab und folgen dem Naryn-Fluss zunächst nach Osten. Die Landschaft ist wirklich wieder atemberaubend, es wechseln sich Mondlandschaften mit sanften grünen und schroffen schneebedeckten Bergen ab...

Entlang der chinesischen Grenze fahren wir auf einer alten Route der Seidenstrasse bis zur Karawanserei Tash-Rabat. Wir erreichen sie erst gegen Abend, sodass wir nach nur einem kurzen Besuch beschließen den morgigen Tag hier zu verbringen. Die Gegend ist traumhaft, etwa 3 km entfernt von der Karawanserei schlagen wir in einem Seitentälchen unser Lager auf. Die Nacht ist kalt, 2°C, aber der Tag beginnt mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Wir wandern nach einem ausgiebigen Frühstück ganz gemütlich zur Karawanserei und besichtigen sie erneut von allen Seiten. Den Nachmittag verbringen wir bei ständig wechselndem Wetter in unserem schönen Camp. Wir erleben Sonne, Wolken, Hagel, Regen und natürlich auch einen wunderschönen Regenbogen.

Nach diesem wunderschönen fahrfreien Tag starten wir voller Vorfreude auf die Weiterfahrt bereits um 7:30 Uhr. Eigentlich wollen wir noch auf einer Piste bis zu einem See auf 4000m aufsteigen, erfahren jedoch bei der Karawanserei, dass die Piste seit einigen Jahren nicht mal mehr für Pferde begehbar ist. Wir kehren also um und wenden uns der Weiterreise zu. An den nächsten beiden Tagen durchfahren wir herrliche Gegenden, Hoch- und Mittelgebirge immer wieder unterbrochen von wüstenartigen Canyonlandschaften. Kirgistan ist unglaublich abwechslungsreich. An nur einem Tag starten wir bei 2°C auf 3200m, steigen ab in eine staubige Wüste mit 38°C, um dann nach drei hohen Pässen unser Lager auf einer Blumenwiese bei 2800m wieder aufzuschlagen.

An den letzten beiden Tagen überquerten wir 8 Pässe um die 3000m.

Aktuell verschnaufen wir gerade in einem sehr fruchtbaren Tal an einem kleinen Fluss, bringen uns, das Fahrzeug und die Korrespondenz auf Vordermann, um dann morgen über Jalalabad nach Osh aufzubrechen, wo wir dies dann hoffentlich hochladen können.

9.08.

Wir sitzen in Osch in der Lobby des Hotel Osch und freuen uns gleich die zum Großteil (65%) uzbekische Stadt zu besichtigen. Erst wollten wir aber natürlich die HP mal wieder beladen und Mails lesen und verschicken...

Schräg gegenüber haben wir einen schönen Stellplatz gefunden, von wo aus sich das Meiste in fussläufiger Entfernung befindet.

Morgen geht es dann weiter zum Basecamp des Peak-Lenin wo wir uns Höhentechnisch auf die Einreise nach Tajikistan vorbereiten wollen. Ab 12.08. gilt dann unser Visum und wir werden in den Pamir einfallen. Da wir gerade noch zu viert unterwegs sind haben wir entschieden eine sehr abgelegene Strecke durch die Berge zu wählen, sodass wir uns vermutlich frühestens in 10 Tagen, dann aus Chorog, wieder melden werden.

Osh ist eine wirklich schöne Stadt! Wir finden einen guten Stellplatz schräg gegenüber der Drogenfahndung auf einem verlassenen Parkplatz. Die Beamten sichern uns zu ein Auge auf unsere Fahrzeuge zu haben und so können wir die Zeit in der Stadt ganz entspannt verbringen.

„Zum Glück“ hat Osh kaum Sehenswürdigkeiten sodass wir ungeniert fast die gesamte Zeit auf dem prächtigen Bazaar verbringen können. Der Markt ist so ganz nach unserem Geschmack und es macht riesigen Spaß die Menschen zu beobachten, mit ihnen zu kauderwelschen, zu feilschen und zwischendurch in den belebten Chaikhanjas (Teehäuser) auf einen Tee und ein paar Samsas (gefüllte Teigtaschen) einzukehren. Einer der wirklich vielen Vorteile, die wir bei der Reise mit unserem eigenen Fahrzeug genießen ist, dass man selbst kochen und dadurch auch auf den Märkten nach Herzenslust einkaufen kann. Obst, Gemüse, Nüsse, Honig, Gewürze, Brot, Fleisch – bepackt wie die Maultiere erreichen wir am Nachmittag den Parkplatz um alles in unseren „Kellern“ zu verstauen.

Auf dem Weg nach Tajikistan wollen wir uns noch ein wenig an die Höhe gewöhnen und beschließen einen kleine Abstecher zum Basecamp des Peak Lenin (7134m) zu unternehmen. Da es die letzten Tage in den Bergen aber ziemlich viel Niederschlag hatte machen uns da einige Flüsse einen ziemlich breiten Strich durch die Rechnung. 17km vor dem Camp ist es 18 Uhr und wir entscheiden die Nacht hier zu verbringen. Am nächsten Morgen beschließen wir dann aber umzukehren. Wir hatten tolle Ausblicke auf die Anfänge des Pamir und den Peak-Lenin und wollen nichts forcieren.

Auf dem Rückweg erweist sich die Entscheidung als Goldrichtig, liegt unsere Klapperbrücke vom Vortag doch bereits zu einem guten Teil unter Wasser.

Wir halten noch kurz in Sary Tash um unsere letzten Som an den Mann bzw. eher die Frau zu bringen und suchen uns dann kurz vor der Grenze einen schönen Stellplatz. Unser Tajikistan-Visum gilt erst ab morgen, sodass wir den Tag ganz gemütlich bei Bloody Mary, Kaviar-Stullen und ein bisschen basteln und putzen ausklingen lassen.

The End of Kirgistan, see you in Tajikistan