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Kasachstan II / Russland III

Transit zum schwarzen Meer - oder doch mehr?!

 

 

Nachdem es inzwischen 17:30 Uhr war entschieden wir uns bald einen Übernachtungsplatz zu suchen, um für die Fahrt morgen ausgeruht zu sein. Die Strecke von der uzbekischen Grenze bis nach Aktau gilt als die schlechteste im ganzen Land und das Land ist groß und hat viele ziemlich schlechte Strassen...

 

 

Am Morgen zeigte sich dann, dass diesmal die Warnungen andere Reisender zutrafen. Die Straße war schlecht und wurde von Kilometer zu Kilometer immer schlechter. Die letzten 200 der 470 Kilometer waren asphaltiert und gut mit 80-90km/h zu fahren, trotzdem brauchten wir für die gesamte Strecke eineinhalb Tage.

 

 

Den gestrigen Nachmittag verbrachten wir dann nach komplizierter aber erfolgreicher Registrierung bei der Migrationspolizei ganz gemütlich mit Internet, Einkaufen und Schaschlik essen in Aktau. Heute stand ganz im Zeichen der „Hausarbeit“. Es galt unser altes Batteriehalterproblem endgültig lösen zu lassen, da die provisorische Reparatur leider die harten Pisten der letzten Tage nicht überstanden hat.

Nach vielen Fragereien – mein russisch wird immer brauchbarer – fanden wir dann eine Werkstatt in deren Hof ich alles selbst demontieren konnte und mir die wirklich total netten Herren dann mit Flex und Schweißgerät zur Seite standen. Im Moment scheint es zu halten, dafür zickt jetzt die Solaranlage. Ich hoffe sie hat keinen Hau beim Schweißen ab bekommen, mal sehen.

 

 

Morgen geht es dann weiter in die Einsamkeit der Mangyschlak Halbinsel und dann schon langsam in Richtung Atyrau und Russland, wo wir spaetestens am 23.09. einreisen muessen.

 

Die letzten Tage waren wir etwas muede. Nicht vom Reisen und schon gar nicht von der Landschaft und den Menschen, eher vom Fotografieren und Dokumentieren. Die Ausbeute ist leider dem entsprechend, wir geloben aber Besserung

 

 

 

13.09.

Nachdem wir gestern am Abend durch erneutes Abklemmen aller Batteriepole und einen Eimer voll Kontaktspray doch noch unsere Solaranlage wieder zum Laufen brachten, begann der heutige Tag trotz kurzer Nacht mit bester Laune.

Aktau ist eine Stadt voller fröhlicher Menschen mit einem fürchterlichen Musikgeschmack und dem Drang an unmöglichen Orten zu unmöglichen Zeiten zu diesem Bum-Bum auch noch zu tanzen. Nachdem sich unser gestriger Nachtplatz am Meer neben einer Schaschlikbude gegen 23 Uhr zu einer Open-Air-Disco mauserte verlagerten wir uns für die zweite Nacht auf den Parkplatz eines gediegenen Italieners wieder direkt am Meer. Am Abend war alles gut, der Parkplatz leerte sich doch dann kam gegen 3 Uhr ein Trupp eben dieser gut gelaunter Aktauer und betanzte den Parkplatz bis etwa 5:30 Uhr... Zum Glück mussten wir heute nicht zur Arbeit;)

Wir brachen dann so gegen 9 Uhr auf, wechselten noch ein paar Dollar, füllten unseren Tank und rumpelten los in Richtung Fort Schevchenko. Etwa auf halbem Wege verließen wir die Teerstraße und fuhren in westlicher Richtung zum Meer. Die Stelle, an der wir die Straße verlassen hatten, erwies sich als perfekt und so erreichten wir nach etwa 10 Kilometern unkomplizierter Wüstenpiste das Ufer. Steilküste – Sandstrand und, sogar eine Möglichkeit hinunter ans Meer zu fahren. Nachdem wir unser Geschoss erst mal gepflegt auf den ersten Metern im Sand versenkt und mit viel Schweiß wieder ausgegraben hatten, entschieden wir uns das Lager auf einem Felsen 50 Meter entfernt vom Wasser aufzuschlagen. Wir nahmen ein Bad im kühlen aber herrlich klaren Wasser und verbrachten den Rest des Tages (es war erst 12 Uhr) mit richtigem Strandurlaub.

 

 

Gut ausgeruht starteten wir nach dieser ruhigen und einsamen Nacht entlang der Küste. Über Fort Schevchenko  ging es in den einsamen Nordteil der Halbinsel. Unser heutiges Ziel war zunächst die wirklich schöne Oase Tamaschly, die aus zwei kleinen Wasserlöchern gesäumt von viel Grün besteht. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, bedenkt man aber die umgebende wirklich sehr staubige Wüste ist es ein absolutes Highlight. Da es erst knapp 12 Uhr war setzten wir unsere Fahrt gemütlich fort. Unser nächstes Ziel war das Heiligtum Sultan Epe. Hierbei handelt es sich sowohl um das Grab des Namensgebers als auch um eine „unterirdische Moschee“. Auf dem Areal befindet sich weiterhin ein Tiefbrunnen mit heiligem und angeblich heilendem Wasser. Natürlich nahmen auch wir beide einen großen Schluck. Die Wirkung ließ keine 24 Stunden auf sich warten: Durchfall - aber nur ganz kurz;)

Da uns um Sultan Epe herum zu viel los war (1 Mann, 2 Esel und 5 Kamele) fuhren wir noch einige Kilometer weiter, bis wir unterhalb der Piste einen vielversprechenden Canyon erblickten. Ein Abstieg war schnell gefunden und kurz darauf auch ein passendes Plätzchen für die Nacht.

 

 

Heute stand noch die Besichtigung einer weiteren unterirdischen Moschee, nämlich Schakpak Ata an. Unser Nachtplatz war nicht weit entfernt, sodass wir bereits um 9 Uhr an der dazugehörigen Nekropole standen. Obwohl bereits einige Männer mit dem Bau einer Treppe beschäftigt waren, konnten wir die Höhle in aller Ruhe besichtigen. Das sehr abgelegene Heiligtum wird wohl gerade zu einer Pilgerstätte ausgebaut.

Vorbei an weiteren Nekropolen und einer Quelle zog es uns nun weg von der Küste hinein ins Zentrum der Mangyschlak Halbinsel. Vorbei an riesigen Feldern kugelrunder Felsen fuhren wir zum Berg Akmyschtau. Hier bot sich uns inmitten der Wüste eine riesige Canyonlanschaft, die wir so noch nie in unserem Leben gesehen hatten. Unglaubliche Felsformationen aus Muschelkalk und Kreidestein auf einem riesigen Areal, das sich so auf Bildern überhaupt nicht abbilden lässt. Nach einer kurzen Rundfahrt stand unsere Entscheidung fest, obwohl es erst 13 Uhr war würden wir hier bleiben. Wir genossen einen sehr windigen aber sonnigen Nachmittag in dieser fantastischen Umgebung und „gelobten für morgen ein paar mehr Kilometer“.

 

 

16.09.

Trotz guter Vorsätze blieb auch der heutige Tag ein wirklich kurzer. Kaum hatten wir unseren Stellplatz und damit auch das Funkloch verlassen erhielten wir eine SMS von Gabi und Harry. Die beiden Augsburger reisen in umgekehrter Richtung und wir hatten uns in Almaty kennen gelernt. Schon damals sagten sie, sie wollten auf dem Rückweg möglicherweise auch noch auf die Halbinsel am kaspischen Meer – wenn noch Zeit bliebe. Da sie die letzten Wochen wohl echt Pech mit dem Wetter hatten entschieden Sie sich uns (sie kannten ja unseren Plan) hier einzuholen. Der Plan ging auf und wir mussten nur einen Tag warten. Dies taten wir gerne, waren uns die Beiden mit ihrem Hund Balu doch sehr sympathisch. Bereits am späten Nachmittag trafen sie ein und wir konnten ein fröhliche Wiedersehensparty feiern.

 

 

17.09.

Wieder mal zu viert ging es jetzt in den Südosten der Halbinsel. Unser erstes Ziel war die unterirdische Moschee und das Pilgerzentrum Schopan Ata. Auf dem Weg streiften wir noch die Sanddünen von Uschtagan und vollzogen ein kleines Pistenzickzack bis wir dann doch gegen Mittag die Pilgerstätte erreichten. Nach einem Rundgang und einer Segnung wurden wir dann zum Ausruhen und Essen in der Pilgerstätte eingeladen.

Gut gestärkt ging es durch die immer bizarrer und schöner werdende Gegend immer tiefer hinein in die Muschelkalklandschaft.

Auf dem Programm für die nächsten beiden Tage stand die Suche nach dem Berg Bokty und dem Kalkmassiv Bozhira. Der Reiseführer schreibt, es seien die schönsten Orte auf der Halbinsel. Was der Reiseführer auch schreibt ist, dass sie ohne ortskundigen Führer praktisch nicht zu finden sind und man solle besser einen Hubschrauberflug aus Aktau buchen, die Strecke sei sowieso sehr anstrengend. Davon ließen wir uns natürlich nicht abschrecken – eher anspornen und die Fahrt begann. Die Zielkoordinaten waren im Reisführer angegeben, sodass wir uns zusammen mit den Russenkarten ganz gut orientieren konnten. Wir fanden beide Orte schnell und nur mit wenig „Verfahrenstechnik“ sodass wir sowohl den Berg Bokty als auch das Kalkmassiv Bozhira ganz in Ruhe jeweils fast einen halben Tag genießen konnten.

 

Der Weg in die Wüste und Schopan Ata:

 

 

 

Auf dem Weg zum Berg Bokty:

 

 

Auf dem Weg zum Kalkmassiv Bozhira:

 

 

 

19.09.

Nach einem sehr windigen Morgen auf „unserem“ Traumplatz über dem Kalkmassiv fuhren wir noch gemeinsam mit Gabi und Harry bis nach Beket Ata, einer weiteren unterirdischen Moschee. Hier trennten sich unsere Wege, die Beiden fuhren in westlicher Richtung noch ein bisschen ans Meer und wir versuchen in nördlicher Richtung, quer durch die Wüste nach Beyneu zu kommen. Sollte es klappen, würde uns das nicht nur etwa 200km sparen, wir würden auch die Horrorstrasse Aktau – Beyneu umfahren...

Beket Ata
Beket Ata

 

 

20.09.

...Es hat geklappt. Wir sind gerade auf der Autobahn und fliegen auf Atyrau zu. Eigentlich planten wir zwei Tage für die 250km Wüstenabkürzung, schafften es aber doch in einem. Die Strecke war gut zu finden, wir fuhren im Gewirr der Pisten, oder besser Fahrspuren, praktisch in der Luftlinie. Einziger Wehrmutstropfen dieser Route war das FechFech. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. FechFech kannten wir aus Australien, Oman, Marokko und auch in der Mongolei gab es immer wieder „große“ FechFech-Felder. Alles nicht der Rede wert gegen das hier. 250km FechFech pur. Zig mal mussten wir anhalten, da wir von unserer eigenen Staubwolke überholt wurden, und nichts mehr sahen. Dieser feine Staub drückt sich durch jede Ritze, alles ist voll von diesem Puder. Wir sehen aus wie „Vollkornmüller“ nach der Explosion ihrer Mühle.

 

 

20.09.   22:15 Uhr

Wir stehen in Atyrau, direkt am Ural, dem Grenzfluss zwischen Asien und Europa. Zu Fuss sind es von unserem Stellplatz gerade mal 3 Minuten über die Brücke nach Europa. Wir haben trotz genügend Zeit diesen Weg noch nicht angetreten, zu wehmütig würde uns die Rückkehr nach Europa stimmen. Morgen, spätestens Übermorgen werden wir es aber angreifen. Dann geht es nach Russland, am 23.09. müssen wir dort einreisen und anschließend über die Krim in die Ukraine. Noch gut drei Wochen und wir sind wieder im Ländle... 

Bis dahin werden wir aber noch fleißig weiter berichten und hoffentlich noch einige schöne Ecken sehen und zeigen.

 

Bis Bald!

Zurrück in Russland

 

 

24.09.

Der heutige Tag verlief irgendwie etwas holprig...

Versehentlich eine Stunde zu früh, wir hatten vergessen die Uhr in der Kabine beim letzten Zeitzonenwechsel umzustellen, verließen wir bei strömendem Regen Astrakhan.

Trotz heftiger Regenfälle kamen wir gut voran, bis praktisch gleichzeitig der Regen kurz und der Verkehrsfluss vollständig versiegten. Wir waren etwa das zehnte Auto an einem schweren Verkehrsunfall. Zusammen mit anderen Verkehrsteilnehmern versuchten wir die Schwerverletzten zu bergen. Dies gelang uns trotz großer Brecheisen und einer Flex samt Notstromaggregat nur bei einem älteren Mann, der in seinem MX5 eingeklemmt war. Der Beifahrer eines Lada verstarb leider noch während unserer Bergeversuche, seinen Fahrer konnten wir erst  mit Hilfe der nach etwa 30 Minuten eintreffenden Feuerwehr befreien. Er war die ganze Zeit tief bewusstlos... Der Verkehr in Russland ist eine echte Katastrophe. Unzählige Kreuze zieren den Straßenrand und nicht erst seit heute können wir uns gut vorstellen warum. Hinzu kommt eine katastrophale medizinische Versorgung, die Verletzten wie „unserem Fahrer“ (Schädel-Hirn-Trauma + stumpfes Bauchtrauma + offene Frakturen) einfach nicht gerecht wird.

Nachdem wir uns von Schlamm, Glassplittern und Blut befreit hatten setzten wir unsere Reise mit etwas weichen Knien fort. Knapp eine Stunde später erreichten wir die Hauptstadt Kalmykiens, Elista. Leider regnete es wieder in Strömen und die gesamte Stadt stand unter Wasser. Wir verbrachten einen gemütlichen Nachmittag mit einem kurzen Stadtspaziergang und einer etwas längeren Kaffeepause.

Am Abend entschieden wir uns dann die Gelegenheit zu nutzen und richtig schön kalmykisch essen zu gehen. Gesagt getan, wir stolzierten auf ein empfohlenes Lokal zu und wurden ob unserer schäbigen Kleidung am Eingang abgewiesen... Jetzt ist es also amtlich, auch nach einer so „kurzen Langzeitreise“ braucht man eine Resozialisierung!

Nach dem heutigen Tag waren wir aber nicht so leicht unter zu kriegen. Unser Auto und damit der Kleiderschrank standen direkt gegenüber, wir schlüpften in unsere besten (und einzigen) Jeans und verbrachten in dem wirklich netten Lokal einen leckeren und amüsanten Abend, später sogar bei Live-Musik.

Wir haben alles aufgegessen und hoffen somit, morgen bei besserem Wetter die einzige buddhistische Stadt Europas mit ihren Tempeln und Stupas besichtigen zu können. Anschließend holpern wir schön vorsichtig weiter , immer Richtung Westen.

 

 

Nun noch die gesammelte Zusammenfassung der letzten Tage in Bild & Untertitel:

 

 

 

 

Nach einem kurzen Spaziergang durch Elista, das Wetter war besser, aber weit weg von gut, setzten wir unsere Reise in Richtung Ukraine fort. Am Abend fanden wir einen schönen Stellplatz, nicht weit von der Straße, dennoch gut versteckt, ruhig und idyllisch. Leider gestaltete sich die Weiterfahrt am kommenden Morgen etwas stockend, da es die ganze Nacht geregnet hatte. Nach erfrischendem Frühsport mit Spaten und Sandblechen ging es dann aber doch zügig weiter bis nach Anapa, wo wir die letzte Nacht in Russland noch am Strand des Schwarzen Meeres verbrachten.

 

 

Die letzten 100 Kilometer waren schnell zurück gelegt und wir waren gespannt was uns in Port Kavkas so erwarten würde. Wir hatten verschiedene Informationen über diesen Grenzübergang, die von „katastrophal“ bis „unkompliziert“ reichten. Im Hafen lief dann alles ganz einfach, es kam ein Herr, vermaß die Fahrzeuge und legte auf einem Zettel den Preis für die Überfahrt fest. Mit diesem Zettel musste man zur Kasse, bezahlen (für uns mit Fahrzeug 57€) und sich in der Schlange für die Zollabfertigung anstellen (bezahlen geht nur mit Rubel, es gibt aber einen Bankomaten direkt an der Kasse). Hier ging auch alles unkompliziert und keine 90 Minuten nach unserer Ankunft im Hafen standen wir zollabgefertigt auf der wankenden Fähre. Die Überfahrt auf die Krim dauerte knapp 30 Minuten, gerade genug Zeit für einen kleinen Rundgang und das Ausfüllen der ukrainischen Immigration-Cards.

Bye bye Russia!